Abwrackprämie, Elektroprämie und nun also die Umstiegsprämie - kein Zweifeln, ich freue mich wahnsinnig, dass der VW-Konzern den Ankündigungen zur CNG-Offensive nun Taten folgen lässt. Ich denke, dass zeigt auch anderen Marktpartnern wie Stadtwerken, dass Volkswagen es ernst meint. Und durch die Zukunftsprämie, die die Konzerntöchter noch oben drauf legen, geht ein wichtiges Signal in die Republik: CNG ist ein Kraftstoff mit Zukunft, weil er die Probleme von heute löst und zugleich Lösungen für morgen bietet. Nicht zuletzt für die Besitzer alter Diesel freue ich mich, die nun die Chance haben, ein CNG-Fahrzeug zum Schnäppchenpreis zu bekommen.

Doch ganz ehrlich: Die Umstiegsprämie ist die falsche Idee. Sie bringt uns bei der Verkehrswende ebensowenig voran wie auf dem Weg zu sauberer Luft in den Städten. Die Masse des Geldes wird sinnlos verbrannt, weil die Prämie in klima-mordende Benziner, in der Praxis grenzwert-überschreitende Diesel und lösung-vortäuschende Hybride gesteckt wird. Die Antriebe mit Zukunft - CNG- und Elektro-Motoren - jedoch, werden nur einen vergleichsweise kleinen Anschub bekommen.

Ökologisch unsinnig. Ökonomisch auch!

Besitzer eines rostigen Peugeot 205 Diesel von 1984 können sich freuen, bringt er beim Neukauf eines schnittigen Seat Leon TGI satte 7.000 Euro Rabatt. Doch beim erst zehn Jahre alten VW Golf TDI frisst der Fahrzeugwert die Prämie auf, wenn nach dem Umstieg wieder ein Golf in der Garage stehen soll. Und spätestens bei einem so jungen Auto drängt sich die Frage auf, ob Umwelt und Klima davon profitieren, ein durchaus noch modernes Auto zu verschrotten und mit viel Energie- und Rohstoffverbrauch ein neues zu bauen. Darüber hinaus bieten die VW-Töchter für alle, die noch einen Sprit saufenden 15 Jahre alten Benziner fahren ... - nichts! Und auch der Handwerker mit einem als Lkw zugelassenen Transporter geht leer aus: weder Umstiegs- noch Zukunftsprämie.

Sinnvolle Maßnahmen müssen gar nicht teuer sein

Gerade für den Markterfolg von CNG-Modellen müssten die Auto-Hersteller wenig Geld in die Hand nehmen. Der CNG-Club weißt zu Recht darauf hin, dass ein zeitgemäßes Marketing und aktive, nachhaltige Händlerschulung der erste Schritt wäre. Die klassischen "vier P" - Product, Placement, Price und Promotion - können vom Volkswagen-Konzern locker bespielt werden. Denn attraktive CNG-Modelle haben die Konzernmarken bereits im Angebot oder kurz vorm Verkaufsstart. Lediglich bei den Transportern T6, Crafter und MAN TGE müsste die klaffende Lücke noch geschlossen werden. Bei der Platzierung kann der Konzern durch Vorgaben und Anreize für die Händler dafür sorgen, dass die CNG-Modelle endlich auch als Vorführwagen flächendeckend verfügbar sind.

Dass der Preis heiß sein kann, bewies die spanische Tochter schon vor der Verkündung der Umstiegsprämie und bot den Seat Leon TGI in Deutschland 750 Euro günstiger als den vergleichbaren Diesel an - man muss nur wollen. Und wer sich noch an die erfolgreiche Markteinführung der Ecofuel-Modelle von VW Touran und VW Caddy um 2006 herum erinnert, der weiß, dass Volkswagen und die Werbeagenturen auch wirksame Werbekampagne für CNG entwickeln können. Der Anzeigenraum ist eh gebucht - wieso nicht einfach für die CNG-Modelle nutzen? Um mit CNG-Mobilität erfolgreich zur Verkehrswende beizutragen, reichen die fahrzeugseitigen Maßnahmen jedoch nicht aus. Neben dem vom VW-Konzern bei Industrie-Partnern angestoßenen Bau von weiteren 1.000 Tankstellen ist die Sicherung der bestehenden CNG-Infrastruktur von strategischer Bedeutung. Jede Tankstelle, die heute von einem Stadtwerk geschlossen wird, hinterlässt verbrannte Erde - hier werden sich über Jahre keine CNG-Fahrzeuge mehr verkaufen lassen.

Um zu verhindern, dass Bestandstankstellen schneller geschlossen werden als an anderer Stelle neue entstehen, muss Volkswagen nicht nur Industriepartner, sondern auch den Stadtwerken die Hand reichen und sie in die Zukunft der CNG-Mobilität mitnehmen. Denn gemeinsam mit Stadtwerken und Händlern vor Ort sowie der Marktstärke des Konzerns in der ganzen Republik ist der Markterfolg von CNG erst realistisch. Ach übrigens liebe Pressestelle von VW PKW: Lasst euch von euren Kollegen bei Audi, Seat, Skoda, den Nutzis oder im Konzern mal erklären, weshalb der Antrieb CNG und nicht mehr Erdgas heißt.

 

Zur Person:
Jens Voshage ist geschäftsführender Gesellschafter der Kommunikationsagentur Eins A Kommunikation. Er berät Energieversorger seit über 20 Jahren beim Aufbau und der Vermarktung von CNG als Kraftstoff. Seit 2006 fährt er auch privat ein CNG-Fahrzeug und ist kurz nach der Gründung Mitglied des CNG-Clubs geworden.