Praktisch alles, was vor vielen Jahren (und längst nicht nur aus der CNG-Branche) als warnende Kritik am einseitigen E-Kurs geäußert wurde, hat sich mittlerweile bestätigt oder wird sogar weit übertroffen: stotternde Wirtschaftszweige, Arbeitsplatzverluste, fehlende Steuereinnahmen, weitere Zunahme der KFZ-Zahlen, Klimaziele im Verkehr deutlich verfehlt...
In fast allen beteiligten Zweigen der Automobilbranche herrscht mehr oder minder Unruhe, Mittel werden knapp, Förderungen eingestellt, Projekte auf Eis gelegt, verkleinert oder gestoppt. Das meiste davon gilt besonders im "Autoland" Deutschland, vieles aber auch EU-weit. Von beiden Seiten wurde China nur als künftiger Garten Eden mit nicht enden wollendem Marktpotenzial gesehen, kritische Stimmen ignoriert oder mit Verweis auf Chancen, Zukunft und Wachstum kurzerhand weggebügelt.
Angesichts der allerdings schon früh erkennbaren strategischen Linie und Ambitionen Chinas sollten die einst jubelnden Befürworter und Kritikzurückweiser aus Politik und Wirtschaft spätestens jetzt in Sack und Asche gehen. Mindestens. Wie blind oder blauäugig kann man sein!

Learning statt earning...
Mobilitätstechnisch hat man sich nahezu vorbehaltlos und ziemlich unvorbereitet auf die Spielwiese des asiatischen Imperiums begeben. Mit "Mensch-ärgere-Dich-nicht"-Figuren ist man zum Schachboxen gegen Profis angetreten und tut jetzt verwundert ob der bezogenen Prügel. Das ist billig und wäre nur noch lächerlich, wenn es nicht solch katastrophale Folgen (für Wirt- und Gesellschaft = Arbeitnehmer und Bürger) hätte. Doch schon preschen die Verantwortlichen in Wirtschaft und Politik wieder vor und fordern – ja was wohl? Eingreifen des Staates mit neuen Förderungen, Hilfspaketen, Preisbremsen usw. – also wieder einmal dem Geld der Steuer- und Gebührenzahler, die mehrheitlich außer Kosten zwar nichts vom hochgejazzten "Elektroboom" hatten, aber jetzt nochmal kräftig nachlegen sollen, um die rosaroten Versprechungen anderer zu retten.
Mittendrin und derzeit mit Negativschlagzeilen in aller Munde: Volkswagen, das Flaggschiff der heimischen Automobilindustrie, das sich wohl am intensivsten aufs fernöstliche Parkett begeben hatte, nachdem ein klitzekleiner Dieselskandal vormals ambitionierte Ziele Richtung Weltmarktführerschaft beendet hatte. Dafür opferte ein neuer Heilsbringer an der Konzernspitze lieber die Weltmarktführerschaft beim saubersten Verbrennerantrieb überhaupt – stillschweigend gebilligt vom breit aufgestellten Aufsichtsrat und einer Politik, die sich von Berlin bis Brüssel den Träumen eines neuen goldenes Zeitalters namens E-Mobilität hingab. Der sichere Vorsprung in der Verbrennerwelt wurde hingegen einfach aufgegeben, anstatt konsequent deren klimafreundliches, regeneratives Potenzial "Made in Germany & EU" auf den Schild zu heben und so mit eigener Stärke dagegenzuhalten.


Rohstoff ohne lange Lieferketten
Dabei ging und geht es doch letztlich in der Hauptsache um klimarelevante CO2-Emissionen – oder etwa doch nicht? Wenn bei entsprechender Rohstoffbasis von Biomethan rund 90 % CO2 vermieden werden und sogar CO2-negative Gesamtemissionen erzielbar sind, erübrigt sich doch jegliches Kneifen vor einer solchen Lösung. Neue, sichere und zusätzliche Arbeitsplätze auch in sonst strukturschwachen Regionen gäbe es als Sahnehäubchen obendrauf. 
Aber lieber werden Emissionen und Umweltprobleme samt moralischer Verpflichtung in ferne Kontinente geschoben und weite Teile dieser Welt mit möglichst prekärer, gefährlicher und verantwortungsbefreiter Fremdarbeit in einen Schweizer Käse verwandelt. Hauptsache, ein Großteil der Wertschöpfung landet noch in den Taschen  der beteiligten Konzerne. Gebilligt und gefördert von der Politik wegen angeblicher Zukunfts- und Systemrelevanz, gesponsert auf diversen Wegen mit bewährtem Steuerzahlergeld. Eine Zukunft, die allerdings schon seit geraumer Zeit und gerade jetzt ihre Kehrseite zeigt. Der Schaden, den Glaubwürdigkeit, Vertrauen und Demokratie dabei nehmen, wird jeden Tag greifbarer. Es warten ungemütliche Zeiten, nicht nur für die künftigen Generationen.

Das Prinzip Hoffnung
Umso viel wertvoller empfinde ich unser "kleines gallisches Dorf", das so manchem Wahnsinn beharrlich trotzt und sich – zusammen mit weiteren Protagonisten – immer wieder zu neuen Protesten und Aktionen aufschwingt. Gerade die neue Initiative gegen Klimabetrug, die zur Zeit kräftig auf die Regierungsverantwortliche und Institutionen einwirkt, ist ein neuer Hoffnungsstreif, dass Luftschlösser künftig der Realität weichen müssen. Aus eigener Betroffenheit hat sich hier sogar eine breite Allianz gebildet, die in Teilen die E-Mobilität mit einschließt. Vielleicht bringt das einige zum Nachdenken, dass doch ein paar mehr Wege nach Rom führen, als bislang propagiert.

 

Zur Person:

Winfried Hackel ist seit 2003 mit CNG-Fahrzeugen unterwegs, sowohl auf vielen Straßen Europas als auch in der Community. Der Werbetexter und Italo-Fan startete mit einem familienfreundlichen Fiat Multipla BiPower, heute wird fröhlich zwischen Touran TSI EF und Seat Leon 1,4 TGI, dem Nachfolger des Panda NP, gewechselt. Neben der universellen Einsatzfähigkeit der Fahrzeuge begeistert ihn bei der CNG-Mobilität die perfekte Kombination aus Klima- und Kostenbilanz mit BioCNG.