Warum es keinen Bestellstopp bei CNG-Fahrzeugen gibt…

Erdgasautos schafften es Anfang August in die Nachrichten: 2018 wird es keine Neufahrzeuge mehr geben, suggerierten die Meldungen. Weil VW den neuen WLTP-Abgastest organisatorisch nicht in den Griff bekommt, hätten die Wolfsburger ausgerechnet die umweltschonenden Fahrzeuge in der Priorität ganz nach hinten gestellt und könnten daher erst 2019 wieder liefern. Ausgangspunkt der bundesweiten Berichterstattung war ein Artikel der „Welt am Sonntag“. Und da in Deutschland scheinbar wenig Aufregendes los war, griff die Nachrichtenagentur DPA den schlecht recherchierten Bericht auf und blies ihn als Meldung in die Redaktionen. So schaffte es diese Sommerloch-Meldung sogar in die Tagesschau. Während die ganzen positiven Berichte von Fachredaktionen und Autoexperten in den letzten zwölf Monaten nur langsam zur lange überfälligen Renaissance des CNG-Antriebs führten, kostete diese eine negative Schlagzeile viel Vertrauen und führte zu Verunsicherung – besonders bei den eh schon hadernden Tankstellenbetreibern.

Die ganze Wahrheit interessierte fast niemanden

Mitglieder des CNG-Clubs machten sich gleich am Montag darauf an die Arbeit und recherchierten den aktuellen Stand bei CNG-Fahrzeugen. Das Ergebnis ganz kurz: Alles wie seit langem bekannt. Im VW-Konzern werden die CNG-Modelle mit voller Kraft produziert, um im laufenden 3. Quartal noch alle bestellten Fahrzeuge an die Kunden ausliefern zu können. Wichtige Fahrzeuge wie der VW Caddy TGI sind in allen Varianten bestellbar und werden demnächst WLTP-getestet ausgeliefert. Der Kleinste und dennoch wichtige VW ecoup! kann ebenso bestellt werden. Von Seat ist wie bisher der Seat Leon und der Seat Leon ST als TGI bestellbar. Fiat und Opel (der Opel Astra ist schon länger mit Euro6Temp verfügbar) melden, dass einige Fahrzeuge bestellt werden können, ebenso Iveco. Das zeigt: Wer ein CNG-Fahrzeug kaufen möchte, kann zeitnah ein passendes bekommen. Der Bericht der Welt: Sommerloch – viel heiße Luft um nichts.

Kritisch sehe ist in diesem Zusammenhang, dass der oberste Industrie-Lobby-Verband „Zukunft Erdgas“, der der CNG-Mobilität eigentlich zum Markterfolg verhelfen soll, der oberflächlichen Berichterstattung nicht deutlich entgegen tritt, sondern in einer Pressemitteilung ein „bedauern dieser Entwicklung“ ausdrückt. Gerade in solchen Situation müssen Industrie-Vereine sich vor die Branche stellen und klar auf die Fakten hinweisen – statt sich wegzuducken. Denn gerade bei Autohändlern, Tankstellenbetreibern und Stadtwerken verstärkt dieses Verhalten die Unsicherheit und den Zweifel über den zukünftigen Weg.

Wie geht es weiter?

Audi, VW, Skoda und Seat stellen in diesem Herbst wichtige Modelle auf neue CNG-Motoren um und vergrößern die CNG-Reichweite fast aller Modelle. Seat bringt erstmals einen SUV, den Arona, mit CNG-Motor auf den Markt. Ende 2018 wird das Fahrzeugangebot so attraktiv wie noch nie sein. Und ich wette eine CNG-Tankfüllung darauf, dass auch die Audi A4 und A5 Modelle als „g-tron“ noch 2018 wieder zu bestellen sind. Besonders wünsche ich mir jedoch, dass in Zukunft aus den Konzernzentralen und Redaktionen Nachrichten kommen, die CNG-Fahrerinnen und -Fahrer sowie die Mitbürger, die Wert auf schadstoffarme Autos legen, und auch die Tankstellenbetreiber nicht verunsichern, sondern unterstützen. Die Politik muss endlich verstehen, dass die CNG-Mobilität die günstigste und der sofort vorhandene Ansatz für die Verkehrswende und schadstoffarme Fahrzeuge ist. Wer also über klimafreundliche Mobilität redet, muss auch reagieren.

Ihr

Miklòs Graf Dezasse
Präsident CNG-Club e. V.