Nachhaltig leben wollen und nachhaltig leben können, ist oft nicht ganz einfach.
Die Kinder sind aus dem Haus, der alte, aber zuverlässige Diesel eigentlich zu groß – und natürlich alles andere als umweltverträglich. Doch ein funktionierendes Auto, das mit viel Aufwand produziert worden war, einfach zu entsorgen, nur weil es umweltgerechtere gibt? Nee, das wollten wir nicht. Dann hat es aber der TÜV entschieden, der unserem gerade einmal 14 Jahre alten Renault Megane Grandtour auf einmal den weiteren Segen verweigerte.
Kurzum: Wir brauchten ein neues Auto – und zwar schnell, denn ganz ohne oder nur mit CarSharing geht es nicht. Das haben wir für uns so entschieden.
Bei der Auswahl eines neuen umwelt- und zukunftsgerechten Fahrzeugs stehen derzeit die Signale auf eMobilität – sogar der Staat gibt satte Prämien für deren Anschaffung. Ist aber z. B. ein Plug-In-Hybrid überhaupt eine umweltgerechte Lösung? Zumal der überwiegende Teil der aktuellen Modelle zur SUV-Größe und immer mehr Pferdestärken tendiert. Wozu eigentlich?
Entschieden hat die Wahl unseres neuen Fahrzeugs dann aber die Frage : Wo laden wir eigentlich unser eMobil? Als Mieter eine Etagenwohnung in einem Gründerzeitviertel in Innenstadtnähe – keine Ladesäule in Sicht und auch keine Aussichten auf Besserung. Hannover hinkt bei der Realisierung von Ladesäulen weit hinter der Planung hinterher. Und auch Ideen, wo in den verdichteten Bereichen die Ladeinfrastruktur realisiert werden sind weitgehend Fehlanzeige.
Energie- und Mobilitätswende – aber wie?
Meiner Meinung nach ist mit eMobilität allein die Energiewende im Verkehr nicht zu schaffen. Schon allein deshalb, weil es kaum gelingen kann, die notwendigen Ladeinfrastrukturen flächendeckend zu realisieren. Besonders in den Innenstadtbereichen ist derzeit nicht einmal eine Vision zu erkennen, wie bei einer weitgehenden Umstellung auf eine e-Flotte die Fahrzeuge geladen werden könnten.
Zum Glück kam eine Beratung durch ein CNG-Club-Mitglied der Regionalgruppe Hannover da gerade recht: Was ist eigentlich mit Erdgas – besser noch mit Biomethan? Doch ist das umweltgerecht? Wie steht es mit der Reichweite und der Zahl der CNG-Tankstellen?
Der Entscheidungsprozess dauerte aufgrund der guten Beratung genau einen Abend. Und dank der Tipps, welche Händler eine Fachberatung und geeignete Fahrzeuge anbieten, war der erste Besichtigungstermin schon zwei Tage später. Gelandet, nein – gut gelandet sind wir bei der Fa. HACKEROTT in Hannover und gekauft haben wir einen SEAT ARONA TGI.
Vier Wochen nach Abholung des Fahrzeugs mit Tageszulassung können wir nun feststellen: rundum eine richtige Entscheidung – auch die Beratung und der Service des Autohauses waren so, wie sie sein sollten!
Der ARONA TGI – so unser Resümee nach rund einem Monat - hat alles, was ein nachhaltiges Fahrzeug für die Realisierung der Mobilitätswende braucht: klein, leicht, ausreichend PS und einen innovativen CNG-Antrieb, der keine Wünsche offenlässt.
Eine Lösung, die für uns und die Umwelt passt
Über die Umweltgerechtigkeit des kleinen „Verbrenners“ müssen wir uns keine Gedanken machen! Besonders weil die Versorgung mit Biomethan (bzw. BioCNG) in der Region Hannover ideal ist, nicht zuletzt aufgrund des Engagements von CNG-Tankstellenbetreiber OrangeGas. Zwar nicht an jeder Ecke, aber immer leicht erreichbar und meist rund um die Uhr geöffnet können wir bei Bedarf nachtanken.
Wir sind überzeugt, dass die Mobilitätswende grundsätzlich nur mit einem Energiemix gelingen wird. Kurzfristig sind die CNG-Modelle von SEAT oder andere Marken für alle, die ihren Strom nicht vom eigenen Hausdach bekommen können, auf jeden Fall die bessere Alternative zu überpowerten schweren SUV, für die man in den städtischen Wohngebieten kaum einen Parkplatz und auf keinen Fall einen mit Lademöglichkeit finden wird. CNG, Biomethan und Wasserstoff-Technologien sind daher dringend gleichberechtigt zu verfolgen und politisch zu unterstützen.
Ach ja, die Reichweite: für viele ein zentrales Hindernis, ein CNG-Modell anzuschaffen. Es ist richtig, dass man häufiger CNG nachfüllen muss als den Kraftstoff bei anderen Verbrennern. Und manchmal sogar ein wenig öfter als beim Nachtanken – gerade wenn man auf Biomethan setzt, dass es leider noch nicht überall gibt. Nur geht Gas tanken viel schneller als Strom laden. Und dank der Bordnavigation unseres SEAT ARONA TGI werden die Tankvorgänge beim Routing gleich mit eingeplant. Noch einfacher wird es mit der europaweiten gibgas-CNGApp. Sie erleichtert mit ihren Informationen zusätzlich die Auswahl von BioCNG-Anbietern, liefert aktuelle Preisangaben und die Kontaktdaten, um im Zweifel vorab zu klären, ob sich ein kleiner Umweg lohnt für eine besonders umweltgerechte Tankfüllung.
Wir machen mit bei der Energiewende mit CNG als Antrieb und dem CNG-Club. Denn es scheint noch viel Lobby-Arbeit notwendig, um auch an entscheidenden Stellen die Information zu platzieren, dass CNG und Biomethan/BioCNG eine wichtige Rolle spielen in der Mobilitätswende. Wie nötig das ist, zeigt das Beispiel VW: Man hat dort fast 20 Jahre den Einstieg in die eMobilität verschlafen. Nun aufgeschreckt auf die Weiterentwicklung von CNG- und Wasserstoffoptionen zu verzichten, könnte der nächste gravierende Fehler sein.
Zur Person:
Stefan Ott, 60 Jahre, Landschaftsplaner. Beruflich war er lange in der Forschung zu Natur- und Umweltschutzthemen sowie in einer NGO tätig. Nachhaltigkeit ist ihm auch bei der Fortbewegung wichtig. Emotional ist er noch immer begeisterter Autofahrer, rational gilt: so wenig wie nötig, dann aber so umweltgerecht wie möglich. Kurzstrecken erledigt er zu 80 % per Fahrrad, für Mittel- und Langstrecken nutzt er häufig die Bahn, aber auch den PKW und falls nötig auch mal den Flieger.