Hatte sich die FDP noch vor der Bundestagswahl klar für E-Fuels und Gasmobilität im Straßenverkehr eingesetzt, verkündete der frisch gebackene Bundesminister für Digitales und Verkehr Volker Wissing (FDP) am 13. Januar in einem Interview mit dem Tagesspiegel, dass er für die Defossilisierung des Autoverkehrs nicht auf synthetische Kraftstoffe setze. Man müsse die verschiedenen Energieträger dort einsetzen, wo sie am Effizientesten seien. Wissing: „Das ist beim Pkw der E-Antrieb.“ E-Fuels werde man vor allem für den Flugverkehr brauchen. Dagegen werde man auf absehbare Zeit nicht genug E-Fuels haben, um damit die jetzt zugelassenen Pkw mit Verbrennungsmotor zu betreiben.
Noch am Abend des 13. Januar machte er dann jedoch nach seiner Rückwärtsrolle gegenüber der Zeit vor der Wahl schnell eine Rolle vorwärts. So hatte unter anderen der Verband der Automobilindustrie seine neuesten Aussagen heftig gerügt und ihn wissen lassen, dass E-Fuels selbstverständlich für den Straßenverkehr benötigt würden, denn ohne E-Fuels könnten die Fahrzeuge, die schon im Betrieb seien, keinen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Daraufhin ließ Wissing also wissen, dass jeder Beitrag zur CO2-Reduktion wichtig sei. Mobilität müsse sich schließlich auch künftig technologieoffen weiterentwickeln. Deswegen könne man nicht alles auf einen Antrieb umstellen. Zudem dürfe man Hybridfahrzeuge nicht schlecht reden. So leiste auch das Hybrid-Auto weiter seinen Beitrag, um die Klimaziele zu erreichen, meint Wissing, selbst Fahrer eines Hybridfahrzeugs. Ein Schelm…
Hand aufs Herz Herr Wissing: Haben Sie Ihre Aussagen auf einem Kinderkarussell erstellt, auf dem Sie sich nach Lust und Laune auf unterschiedliche Pferdchen setzen können? Was Politik und Gesellschaft braucht, ist Verlässlichkeit und Vertrauen – keine Kinderspielchen. Wenn sich das Bundesministerium für Digitales und Verkehr also jetzt nun doch wieder für eine „Vielzahl von Optionen in der individuellen Mobilität“ und damit für einen „technologieoffenen Ansatz“ bei „gleichzeitig möglichst frühzeitiger und schneller Nutzung bereits vorhandener Mobilitätsangebote im klimaneutralen Bereich im individuellen Verkehr“ ausspricht, so klingt das gut. Doch wie ernst meint Volker Wissing dies tatsächlich? Warum nennt er die vorhandenen Mobilitätsangebote im klimaneutralen Bereich nicht klar beim Namen? Kennt er sie vielleicht gar nicht? Ich biete ihm gerne Nachhilfe an! Schließlich gibt es bereits heute den „grünen Verbrenner“ mit BioCNG, der aus dem jüngsten Test von Deutschlands größtem Autoclub ADAC als hervorragende Nummer 1 in Sachen Klimafreundlichkeit hervorging. Auch die FDP weiß nur zu genau, dass BioCNG klimaneutral im Verbrenner kann, denn sie hatte sich ja vor der Wahl noch klar für diesen Antrieb im Straßenverkehr stark gemacht.
Klimaschutz durch "Zero Emission" nur auf dem Papier bringt dagegen gar nichts. Gleiches gilt für das Thema "Technologieoffenheit", das unter der neuen Leitung weiter ausgehöhlt wird. Denn eigentlich müsste auch die FDP genau wissen, dass vor allem der Gasantrieb klimaneutral im Verbrenner kann. Schließlich hatte sich die Partei vor der Wahl noch klar für diesen Antrieb im Straßenverkehr stark gemacht, falls man es dort zufällig vergessen haben sollte...
Zur Person:
Miklós Graf Dezasse
Diplom-Ingenieur und Präsident CNG-Club e.V.