Dass man mit CNG im Alltag deutlich besser fährt, wissen wir schon lange. Doch in unserem Betrieb gibt es immer wieder Einsatzfälle mit deutlich höheren Anforderungen, zum Beispiel den Anhängerbetrieb. Klar, dass auch dafür ein CNG-Fahrzeug eingesetzt wird: ein Audi A5 g-tron, der mit einer Anhängelast von 1.700 kg und – in diesem Fall – einem Zuggewicht von ca. 1.500 kg (Trailer mit PKW) gut passt.
Alternativer Antrieb – ziemlich alternativlos
Im Vorfeld hatte ich mir die Frage gestellt: Gäbe es auch eine andere Möglichkeit ein klimafreundliches Zugfahrzeug zu verwenden? Hybride hatte ich von vornherein ausgeschlossen, da bei solchen Einsätzen der Strombetrieb kaum zum Tragen gekommen und stattdessen der übliche fossile Kraftstoff verbraucht worden wäre. Es galt schließlich eine Strecke von insgesamt 1.300 km zurückzulegen!
Und als reiner Stromer? Im VW-Konzernbereich gibt es dort den Skoda Enyaq IV und den VW ID.4 – diese haben aber nur eine Anhängelast von 1.000 bzw. 1.200 kg und kommen daher nicht in Frage. Selbst der gerade neu ins Verkaufsprogramm genommene ID.4 GTX bietet mit 1.400 kg Anhängelast noch zu wenig. Der ID.3 wird beispielsweise erst gar nicht mit AHK angeboten. Übrig bliebe nur noch der Audi e-tron: Dieser hat eine respektable Anhängelast von 1.800 kg, ist aber beim Grundpreis nach Liste im Vergleich zum Audi A5 g-tron um satte 22.800 € teurer!
Stromfahrzeugen wird zwar ein höherer Wirkungsgrad nachgesagt, das relativiert sich im direkten Vergleich aber wieder, da der Audi e-tron mit einem um 915 kg höheren Leergewicht antritt. Diese knappe Tonne Zusatzlast (also etwa ein Kleinwagen) benötigt schließlich auch mehr Antriebsenergie, um alles in Bewegung zu bringen. Außerdem entsteht durch das wesentlich höhere Gewicht mehr Reifenverschleiß und somit mehr Feinstaubbelastung.
Flexibel beim Langstreckeneinsatz
Auf der Hinfahrt zeigte sich, dass trotz vollem Gastank die erste geplante Tankstelle nicht erreicht werden konnte – der Mehrverbrauch durch den beladenen Trailer war doch deutlich höher als geplant. Aber kein Problem. Kurz auf die CNG-App geschaut, schnell war eine CNG-Tankstelle auf dem vor uns liegenden Weg gefunden. Auch die nächste Tankstelle wurde spontan gesucht und ebenfalls auf dem Weg liegend angesteuert. Auf dem Rückweg konnten dann die im Vorfeld ausgesuchten zwei Tankstellen wie geplant angefahren werden. Alle vier genutzten Stationen waren übrigens 100 % BioCNG-Tankstellen. Enorm wie schnell die Zahl der Stationen mit 100 % BioCNG-Tankstellen in letzter Zeit gewachsen ist!
Es wird dringend Zeit, dass der Gesetzgeber diese Tatsache wahrnimmt und diesen klimafreundlichen Antrieb sowohl bei der Flottenverbrauchswertung als auch bei der Treibhausgasminderung berücksichtigt!
Klares Fazit: Voll praxistauglich, unschlagbar günstig!
Wieder in Sottrum angekommen habe ich mal nachgerechnet: Auf der Gesamtstrecke von 1.310 km wurden 75,9 kg CNG verbraucht, also 5,8 kg/100 km – und das dank BioCNG eben auch klimafreundlich.
Das Tanken mit dem Gespann aus PKW und Trailer war an allen Tankstellen problemlos möglich. Wie hätte das mit einem Stromer ausgesehen? Da die Reichweite beim e-tron (Grundausstattung) ca. 100 km weniger beträgt als beim g-tron hätte auf jeden Fall auf dieser Strecke mindestens 2 x häufiger Strom geladen als BioCNG getankt werden müssen. Das viel größere Problem wäre aber gewesen, die Ladesäule mit dem Gespann überhaupt anzufahren! Die Parkplätze an den Ladesäulen sind so gut wie immer für reine PKWs – ohne Anhänger – ausgelegt. Ich hätte also für jeden Ladevorgang zunächst einen Parkplatz für den Anhänger suchen müssen, diesen dort abkuppeln, abstellen und nach dem Ladevorgang den Trailer wieder an den PKW anschließen müssen. Schön, daß ich mir mit dem CNG-Fahrzeug diese Umstände und den insgesamt wesentlich höheren Zeitaufwand ersparen konnte.
Die Einsätze eines PKWs in unserem Betrieb können völlig unterschiedlich sein. Ein CNG-Fahrzeug lässt sich dafür äußerst flexibel einsetzen. Kostengünstig und klimafreundlich ist es dabei auch. Ich kann daher abschließend nur sagen: Auch beim Einsatz als Zugfahrzeug hat CNG die Nase vorn!
PS: Das Bild zeigt unseren Tankstopp in Schnaittach auf dem Rückweg.
Zur Person:
Ralf Behling führt mit seinem Bruder Harald zusammen den gemeinsamen fabrikatsunabhängigen KFZ-Meisterbetrieb. Sein Interesse für Umwelt- und Klimaschutz hat ihn von BioCNG und einer Firmenmitgliedschaft im CNG-Club e. V. überzeugt.