Unser Club-Mitglied, Olympiasieger und Neu-CNGler Martin Schulz, hat die ersten 100 Tage mit seinem CNG-Mobil geschafft. Das war uns Anlass genug, ein Interview mit ihm zu führen:
Wann und wo kamen Sie das erste Mal mit dem CNG-Antrieb in Berührung?
Tatsächlich erst, als ich die Verbio AG als Sponsor für mich gewinnen konnte, bzw. kurz davor, als ich mich über das Thema CNG-Fahrzeug informiert habe.
Kannten Sie den Erdgasantrieb schon vorher?
Von Erdgasautos hatte ich natürlich schon viel früher gehört. Allerdings habe ich mich nicht so sehr damit beschäftigt. Für mich ist das Thema eigenes Fahrzeug erst seit kurzer Zeit relevant. Wenn ich nicht unbedingt darauf angewiesen wäre, würde ich wahrscheinlich so gut es geht auf ein Auto verzichten.
Was hat Sie bisher beim CNG-Fahren am meisten beeindruckt/überrascht?
Um ehrlich zu sein war ich sehr davon überrascht, wie gut sich ein CNG-Fahrzeug fährt. Sehr leise, und ich habe auch immer das Gefühl, mehr Power zur Verfügung zu haben als im Benzinmodus.
Was gibt es aus Ihrer Sicht auszusetzen bzw. zu verbessern?
Ich finde es sehr inkonsequent, dass der CNG-Tank in meinem Seat Leon nur 15kg fasst und das in keinem Verhältnis zum Benzintank steht. Das gilt auch für die meisten Hersteller. Ich brauche doch keine 40 l Benzin, wenn ich eigentlich mit CNG fahren möchte.
Audi macht es vor, dass es mit den neuen g-tron-Modellen A4 und A5 besser geht und selbst das finde ich noch nicht genug. Schade finde ich auch, dass es momentan noch sehr wenig Modelle mit dieser Antriebsform gibt und dann meistens mit nicht sehr starken Motoren. Ich finde, dass es kein Widerspruch ist, dass man als CNG-Fahrer auch schnell von A nach B kommen will. Ich bin Sportler und natürlich mag ich auch schnelle Autos.
Kommen Sie mit dem CNG-tanken gut zurecht?
Mit dem Tanken an sich komme ich gut zurecht. Nur ist das Tankstellennetz halt leider sehr dünn ausgebaut und einfach mal zur Tankstelle fahren und volltanken geht leider nicht. Man muss sich immer im Vorfeld informieren. Ohne Navi, wo einem die Tankstellen angezeigt werden oder der CNG-App, wäre man unterwegs wahrscheinlich aufgeschmissen, wenn man nicht noch Benzin tanken könnte.
Ich hoffe, dass mit dem momentanen Umdenken, was alternative Antriebe angeht, noch einiges passiert.
Haben Sie sich an das #mitVerbiogasgeben gewöhnt?
Ich bin glücklich, aber auch ein bisschen stolz, einen Partner wie Verbio an meiner Seite zu haben, der mich auf meinem Weg zu den nächsten Paralympics 2020 in Tokyo begleitet. Verbio ermöglicht mir, Triathlon auf einem höheren Niveau betreiben zu können, weil ich mir so keine Gedanken darüber machen muss, wie ich zusätzliche Trainingslager oder Equipment finanzieren kann. Somit habe ich den Kopf frei, kann mich voll aufs Training konzentrieren und dort richtig ,,gasgeben".
Neben dem Sport interessiere ich mich sehr für Umwelt- und Naturschutz. Es ist ein Privileg, Triathlon betreiben zu können und dabei zu Fuß oder mit dem Rad in der Natur unterwegs zu sein. Verbio trägt ein Teil dazu bei, dass es hoffentlich noch lange so bleibt und wir die Luftverschmutzung verringern können. Somit habe ich auch ein gutes Gewissen, was meinen Sponsor betrifft und bin gerne Verbio-Botschafter. Wenn ich auf mein Auto angewiesen bin, kann ich nun auch ohne schlechtes Gewissen gegenüber meiner Umwelt ,,gasgeben".
Sie haben schon so viel erreicht - was sind Ihre nächsten Ziele?
Mein sportliches Fernziel sind die Paralympischen Spiele in Tokyo 2020 und dort will ich auch nochmal mindestens eine Medaille gewinnen. Und klar träumt man auch nochmal von Gold,wenn man es schon einmal in der Hand hatte. Ich habe momentan noch so viel Spaß am Triathlon, auch wenn es nicht immer einfach ist, es viel Entbehrungen fordert und man, wenn man sich weiterentwickeln möchte, ständig seine physischen und psychischen Grenzen ausloten muss. Auch ich muss regelmäßig meinen ,,inneren Schweinehund" überwinden. Das Wichtigste ist, gesund zu bleiben. Daran muss ich arbeiten und täglich auf meinen Körper hören und das verlangt auch Disziplin und Arbeit. Ich sehe bei mir noch viel Entwicklungspotenzial. Im Triathlon gibt es viele Stellschrauben, an denen man drehen kann, und Stillstand bedeutet da Rückschritt.
Im Triathlon finden jedes Jahr die WM und EM statt, da hat man immer kleine Meilensteine auf dem Weg zum großen Ziel. Es muss aber nicht immer der erste Platz bei einer WM als Motivation sein. Mich motiviert schon, wenn ich merke, dass die Trainingsprozesse wirken und ich da neue Bestwerte erreiche. Aber vor allem treibt mich an, Profis bei Wettkämpfen mit nichtbehinderten Athleten hinter mir zu lassen: wie z.B. in der 1. Triathlon Bundesliga oder größeren Städte-Triathlons mit Profibeteiligung.
Ein großes Ziel von mir ist es aber auch, sich als erster Athlet mit einer Behinderung für den Ironman Hawaii fürs Profi-Starterfeld zu qualifizieren. Die Langdistanz, auch wenn es nicht die Olympische bzw. Paralympische Distanz ist, bleibt halt die Königsdisziplin des Triathlon. Und speziell der Ironman auf Hawaii hat einfach auch so etwas Besonderes und vielleicht sogar Mystisches. Getreu dem Motto ,,nothing is impossible" wäre es schon was Außergewöhnliches, mit nur anderthalb Armen, die so schon harte Qualifikation der Pro-Starter zu schaffe. Aber das ich mich in der 1. Triathlon Bundesliga wacker schlage, hätten viele ja auch nicht für möglich gehalten.
Was ist Ihr „innerer Antrieb“, also wie motivieren Sie sich?
Ich finde es motivierend, bei Wettkämpfen so gut zu sein, dass es meinen Konkurrenten und Zuschauern den ,,Wow-Effekt" ins Gesicht treibt. Und bei den Zuschauern nicht, weil ich Triathlon mit nur anderthalb Armen mache, sondern weil ich so schnell im Vergleich zu allen bin.