Seit vier Jahren bin ich begeisterter CNG-Fahrer (primär Biomethan), worauf mich natürlich auch mein Beruf gebracht hat: Unsere Firma ist Zulieferer für Biogasanlagen.

Ein Fokus unserer Arbeit ist der Prozess zur flexiblen Nutzung organischer Reststoffe wie z.B. Maisstroh, Getreidestroh oder Reisstroh in Biogasanlagen. In diesem Bereich arbeiten wir erfolgreich mit Partnern aus dem Anlagenbau und der Verfahrenstechnik zusammen. Dies weniger hier in Deutschland, da das Thema leider politisch gebremst wird, als mehr in Ländern wie z. B. China, in denen es eine klare Strategie und Entscheidung für CNG aus Reststoffen (Gülle, Stroh etc.) gibt.

So war ich im April im Großraum Peking und hatte die Gelegenheit, bereits laufende Anlagen unseres chinesischen Partners zu besichtigen. Gleich die erste Anlage hat mich begeistert, denn dort wird im großen Maßstab genau das umgesetzt, wovon wir hier in Deutschland nur träumen.

Bei der Anlage handelt es sich um eine 3,5 MW-Anlage mit neun großen 3.600 m³ Tanks für die Vergärung und vier kleineren Behältern zur Vorbereitung der Maische (Hydrolyse). Als Input-Stoffe werden im Moment hauptsächlich Maisstroh, Getreidestroh und Rindergülle gefahren (siehe Fotos). Das Stroh wird vor dem Füttern zerkleinert.

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Endprodukt nach der Reinigung und Aufbereitung des so entstandenen Biogases ist CNG, das dann in Tankwagen abtransportiert wird (siehe Foto):

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Anmerkung zum Transport des Biomethans: In China wird das kostbare Stöffchen per LKW transportiert. Hier ist Deutschland – Dank sehr gut ausgebautem Erdgasleitungsnetz von ca. 505.000 km und dem damit größten Energiespeicher – deutlich weiter.

CNG wird in China stark in der Mobilität, vor allem in den Großstädten, eingesetzt. Die chinesische Regierung setzt im aktuellen Fünfjahresplan konsequent auf den Ausbau von Biogas und BNG-Anlagen (Bio Natural Gas / Biomethan): bis 2020 mit einer Kapazität von 8 Mrd. m³, bis 2025 20 Mrd. m³ und 2030 40 Mrd m³.

Es wird heutzutage immer öfter gesagt, dass uns China inzwischen in vielen Bereichen voraus ist. Hier ist der Beleg, dass uns das riesige Land in Sachen „CNG aus Stroh“ meilenweit enteilt ist. Jetzt sind wir diejenigen, die sich neugierig und staunend mit dem Fotoapparat vor dem Gesicht deren Technik ansehen und zu Hause begeistert davon berichten. Ob das etwa mit dem vielzitierten „technologischen Wandel“ gemeint war? Verkehrte Welt.

Ich hoffe sehr, dass auch dieser Bericht dazu beiträgt, der Politik die Augen zu öffnen. Wir müssen nicht auf neue Innovationen von Wissenschaftlern und Profis warten, es gibt sie nämlich schon – nur nicht immer bei uns.

stemmer

Zur Person:
Thomas Stemmer ist einer der Geschäftsführer der Streisal GmbH, Wangen, einem Hersteller von Rührtechnik für Abwasser, Industrie und Biogasanlagen und seit vier Jahren stolzer Fahrer eines Caddy Maxi TGI mit 37 kg CNG im Tank. Wir haben in Wangen eine 100% Biomethan-Tankstelle, was es mir ermöglicht nahezu CO2 neutral mobil zu sein – ohne Einschränkungen oder Reduzierung meines Lebensstandards. Deshalb: Privates Mitglied im CNG-Club ist Thomas Stemmer von Anfang an.