Im Jahr 1972 – ich machte gerade meinen Schulabschluss – veröffentlichte der „Club of Rome“ seinen ersten Bericht „Die Grenzen des Wachstums“. Die beteiligten internationalen Wissenschaftler beschrieben u. a. die Folgen des von uns Menschen gemachten Klimawandels. Seit dem Zeitpunkt versuche ich mich möglichst umweltfreundlich zu verhalten, aber ohne auf den üblichen Luxus unserer Generation zu verzichten. Eines dieser großen Luxusgüter sind Autos und die dadurch mögliche individuelle Mobilität. Sparsame Diesel-Pkw waren lange meine Lösung zwischen dem Anspruch, den Planeten Erde zu schützen und bequem von A nach B zu kommen.
Ein neuer Antrieb, die Hoffnung keimt...
Im Jahr 1994 gab es die ersten Veröffentlichungen von BMW über die Entwicklung von gasgetriebenen PKWs, die unvergleichlich weniger NOX und CO² emittieren sollten. Ich wurde sofort neugierig. Endlich tauchte die Chance auf, das schlechte Gewissen gegenüber meinen Kindern und den noch nicht lebenden nächsten Generationen während oder durch die Autonutzung zu reduzieren. Ein Jahr später, also 1995, begann bei BMW die erste weltweite Produktion von CNG-KFZ bei einem Großserienhersteller. Die beiden Modelle, der kleine 3er Compact (316g) und der 5er Touring (518g) wurden zwar mit diversen Prospekten und Broschüren von BMW beworben, aber letztlich gar nicht verkauft. Es gab zu dem Zeitpunkt in Deutschland ganze 19 (!) öffentliche CNG-Tankstellen. Noch etwa doppelt soviele befanden sich auf Betriebshöfen und waren für private CNG-Fahrer nicht problemlos zugänglich. Infolgedessen bestellten überwiegend Stadtwerke und Energieversorger diese umweltfreundlichen Modelle. Für den normalen Autonutzer war das allerdings uninteressant, so auch leider für mich; denn ein Kraftfahrzeug fährt eben nur, wenn es auch die passenden verfügbaren Tankstellen gibt.
… und wird Jahre später endlich Realität!
Doch sechs Jahre später hatte unser regionaler Energieversorger bereits mehrere CNG-Tankstellen aufgebaut und förderte die Umrüstung von normalen Benzinern zum CNG-Auto mit ansehnlichen Summen. Ich erinnerte mich wieder an die Serien-BMWs – und schaffte es tatsächlich, einen von nur 298 gebauten 518g („g“ steht für Gas) gebraucht zu erwerben. Mit 136.000 km aus erster Hand, von einem Energieversorger aus Hessen. So bekamen wir dann doch noch einen der schon damals sehr seltenen CNG-PKW von BMW.
Dieses Auto ist inzwischen 27 Jahre alt und hat jetzt über 700.000 KM bei uns gelaufen. Reifen, Bremsen, Öle usw. wurden bereits öfter ausgetauscht, aber weder der Motor noch das Getriebe haben uns bis jetzt Ärger bereitet.
Im "Spiegel" war mein edles und treues Gefährt auch schon:
Erdgas-Youngtimer von BMW Sauber!
Bei der CNG-Anlage (Druckminderer, Steuerung, Düsen usw.) mussten bis jetzt keine Teile getauscht werden. Die Gasanlage läuft wie am ersten Tag.
Mustergültig zuverlässig – bis zum Ende der Tankzulassung?
Das einzige Problem tauchte auf, als der BMW 20 Jahre alt wurde. Die Zulassung des im Inneren des Autos verbauten Gastanks endete. Dabei handelte es sich übrigens nicht um – möglicherweise revisionierbare – Stahltanks, sondern Tanks aus speziellen Verbundmaterialien. Sollte das etwa das Ende dieses nach wie vor rundum zuverlässigen und voll alltagstauglichen Fahrzeugs sein? Über BMW gab es definitiv keinen Ersatz, doch eine intensive Internetrecherche schaffte glücklicherweise Abhilfe! Ich fand bei einem deutschen KFZ-Zubehörhändler einen passenden nagelneuen Tank eines indischen Herstellers mit europäischer CE-Zulassung. Heureka! Ein regionaler Fachbetrieb für CNG-KFZ tauschte dann den Tank aus, sodass wir nun weitere 20 Jahre mit dem BMW 518g umweltfreundlich reisen dürfen. Mit Überzeugung, Durchhaltewillen und etwas Glück lässt sich also auch diese vom Gesetzgeber aus Sicherheitsgründen so bestimmte Grenze überwinden.
Und es geht noch besser: Vor 5 Jahren konnte ich in Hessen zusätzlich noch einen BMW 316g aus erster Hand kaufen. Auch dieses Auto ist 1995 gebaut worden und hat nach 20 Jahren einen neuen CNG-Tank bekommen. BMW produzierte genau 555 Stück von dem 3er. Damit ist auch unser Zweitwagen ein ganz frühes CNG-Fahrzeug ab Werk und läuft zuverlässig mit klimaneutralen BioCNG!
Zur Person:
Holger Rodiek (Jahrgang 1956) hat sich früh für den CNG-Antrieb entschieden und dies konsequent. Neben den beiden Serienfahrzeugen hat er noch einen VW-Bus-Camping-Oldtimer extra auf CNG umgerüstet, auch in dem von ihm geleiteten Betrieb (Soziale Dienstleistungen im Gesundheitswesen) sind nur CNG-Dienstfahrzeuge im Einsatz. Nachhaltigkeit, Klima- und Umweltschutz spielen für ihn und seine Familie eine zentrale Rolle.
