Erinnern Sie sich noch an unseren Kampf für die CNG-Tankstelle Passau? Vergangenheit. Gibt‘s nicht mehr. Sie war nicht wirtschaftlich, haben die Stadtwerke Passau als Betreiber argumentiert. Ähnliches droht jetzt an einigen Standorten. BioCNG – kein Geschäft? Das wollen wir an dieser Stelle hinterfragen.
Auch, wenn BioCNG erwiesenermaßen umweltschonend, klimaneutral und konkurrenzlos günstig ist: Ganz von selbst erfolgreich ist eine CNG-Tankstelle nicht. Einfach aufsperren und ‚wird schon laufen‘ sagen, das reicht nicht. Man muss schon etwas dafür tun.
In Straubing haben wir eine BioCNG-Tankstelle . Es gibt sie seit April 2021. Wie läuft sie? „Sehr gut“, sagen die Stadtwerke Straubing als Betreiber, „der Umsatz ist langsam, aber stetig steigend.“ Woran liegt das?
Ein Kampf, der sich gelohnt hat
Es war ein harter Kampf für diese Tankstelle. Ich weiß das, denn ich habe für diese Tankstelle gekämpft. Mit BioCNG-Tankstellen ist es wie mit einem Einkaufszentrum: Wichtig sind Lage, Erreichbarkeit und vor allem: ein guter Ankermieter. Die CNG-Tankstelle am Alfred Dick-Ring Straubing hat das alles. Der Standort ist nahezu perfekt: Unweit einer Bundesstraße am Stadtrand, und ganz entscheidend: ein umsatzstarker Ankerkunde, nämlich die Busse des Straubinger ÖPNV, aktuell sind 10 CNG-Busse im Einsatz, zwei kommen noch in 2023 dazu, Ende 2024 sollen 15 CNG-Busse in und um Straubing herum im Einsatz fahren.
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Natürlich kamen diese Busse nicht von selbst. Straubing hatte ja erst überlegt, ob man nicht besser auf Bio-Diesel oder E-Busse setzen soll. Wir haben für CNG erst Überzeugungsarbeit leisten müssen. Aber wir hatten einfach die besten Argumente: Klimaneutralität, Langlebigkeit und einen nahezu unschlagbaren Preisvorteil beim Tanken. Das hat die Stadt Straubing überzeugt. Rechnen kann man in dieser Stadt. Deshalb sind Dienstfahrzeuge anderer städtischer Betriebe dazugekommen, vom Bauhof, von den Städtischen Entwässerungsbetrieben, vom Tiefbauamt. Und damit war die Wirtschaftlichkeit schon garantiert: Es kann manchmal so einfach sein.
Stabile Preise auf niedrigem Niveau
Ein ist ein klassisches Win-Win, mit Vorteilen für beide Seiten: Die BioCNG-Tankstelle hat genügend Umsatz, und die städtischen Betriebe tanken unglaublich günstig. Denn BioCNG kostet wenig. Im Juli 2023 lag der Preis bei 1,19 Euro pro kg (umgerechnet auf einen Liter zu 0,793 Euro), und dieser Preis war zu diesem Zeitpunkt schon zwei Monate lang stabil. Denn BioCNG hat die durch Russlands Angriffskrieg verursachten Preisexplosionen auf dem Energiemarkt zu keinem Zeitpunkt mitgemacht. BioCNG war meist halb so teuer wie Diesel, Benzin oder Strom. Das ist auch für andere Unternehmen interessant. Derzeit laufen Verhandlungen mit einem regionalen Logistiker, der seine Flotte auf BioCNG umstellen will. Und auch private Pkw steuern die Tankstelle zunehmend an. Seit ihrer Eröffnung im Frühling 2021 steigt der Umsatz deshalb stetig und erfreulich an.
Neue Kunden in Aussicht
Rund 25 Tonnen BioCNG wurden im letzten Monat umgesetzt: Nicht schlecht. Aber die Tankstelle hat drei Füllstraßen, zwei für Busse, eine für Pkw, und das heißt: Da ist sogar noch Luft nach oben. Die Mobilität der Zukunft, glauben die Stadtwerke Straubing, wird gerade im Bus- und LKW-Bereich sehr viel mehr sein als Elektrizität. BioCNG ist für die Stadtwerke deshalb ein aussichtsreiches Geschäftsfeld.
Das könnte überall so sein. Jede Stadt, jeder Landkreis, hat einen Fuhrpark. Allein schon der Grundumsatz der kommunalen Fuhrparks garantiert Wirtschaftlichkeit. Und je größer ein BioCNG-Tankstellennetz ist, desto größer wird das Interesse großer Logistiker, die jetzt allein auf Elektro-Mobilität setzen wie zum Beispiel Amazon oder DHL. Ich bin überzeugt: Bei einem großen BioCNG-Tankstellennetz würden eine Menge Logistiker anfangen zu rechnen und dann sehen, dass unterm Strich nicht nur Klimaneutralität herauskommt. Sondern auch eine satte Preisersparnis beim Tanken und ein großer Gewinn für den Klimaschutz.
Zur Person:
Hans Ritt ist Unternehmer und ehrenamtlicher Vorstand im CNG-Club e. V.. Umwelt- und Klimaschutz liegen dem selbstständigen Kaminkehrermeister und Energieberater von Natur aus am Herzen. Aus diesem Grund hat er sich privat wie im Firmenfuhrpark für den CNG-Antrieb (vier Fahrzeuge) - neben einem E-Auto -entschieden und setzt sich auch als als MdL im Bayerischen Landtag konsequent für die CNG-Mobilität ein.