In 2018 stellte sich für unseren Betrieb (wir sind ein fabrikatsunabhängiger Kfz-Meisterbetrieb und Fachbetrieb für historische Fahrzeuge) die Frage: Wollen wir bei Neuanschaffungen unsere Firmenfahrzeuge auf alternativen Antrieb umstellen? Wir hatten uns zunächst Gedanken um Elektromobilität gemacht, waren aber sehr schnell zu der Überzeugung gekommen, dass damit unsere gestellten Anforderungen nicht erfüllbar sind. Im Juli 2018 haben wir dann den ersten CNGler, einen neuen VW eco up! in Betrieb genommen. Das Gute daran: Es ist ein alternativer Antrieb, der kaum Umstellung erfordert. Das macht es dann auch einfach, das Fahrzeug gelegentlich unseren Werkstatt-Kunden zur Verfügung zu stellen, um gleichzeitig das Interesse am CNG-Antrieb zu wecken. Die Kunden sind meistens sehr erstaunt, wie effektiv und kostengünstig auf diesem Wege Klimaschutz möglich ist.

Ein Praxisvorteil, der Zeit und Geld spart

Es kann vorkommen, dass zwischen Rückgabe und Neuausgabe des Fahrzeugs an einen anderen Kunden nur eine kurze Zeit liegt. Sollte der Tank bei Rückgabe des Fahrzeugs leer sein, ist das kein Problem. Für die Fahrt zu „unserer“ örtlichen CNG-Tankstelle, das Tanken und die Rückfahrt benötigen wir gerade mal 8 Minuten!

Die reine Ladedauer eines vergleichbaren Elektrofahrzeugs an einer Schnellladesäule – die nur 200 m weiter entfernt liegt als die CNG-Tankstelle – würde bei einer Ladung zu 80 % ca. 1 Stunde, zu 100 % ca. 2 Stunden dauern. Und noch dazu die Hin- und Rückfahrt mit jeweils 2 Personen und Autos bedeuten. Solch einen Aufwand wollen wir uns nicht antun und solch eine Wartezeit möchten wir auch keinem Kunden zumuten.

Viel interessanter sind aber die Klimaschutzwerte: Die Nutzung von elektrischer Energie stellt lt. Umweltbundesamt (bei aktuell etwas über 40 % Öko-Strom im deutschen Stromnetz) eine CO2-Belastung von 474 g je kw/h dar. Das bedeutet lt. der Zeitschrift "Gute Fahrt" Ausgabe 4/2020 für einen Seat Mii Electric 61 g CO2/km. Der in etwa gleich große VW eco up! mit CNG-Antrieb hat einen offiziellen CO2-Wert von 84 g.

Da in 2020 im deutschlandweiten CNG-Tankstellennetz der Biomethan-Anteil ca. 50 % ausmachen wird, beträgt die tatsächliche CO2-Belastung (unter Berücksichtigung, dass Biomethan den CO2-Ausstoß um 90 % reduziert) nur noch 46 g/km. Das CNG-Fahrzeug ist nicht nur klimafreundlicher, es ist auch ohne E-Förderung – also unsere Steuergelder! – deutlich günstiger in der Anschaffung. Bei der Bewertung zur CO2-Belastung sind die Werte für die Herstellung der Fahrzeuge noch nicht berücksichtigt. Auch da schneidet der CNG-Antrieb deutlich besser ab.

Die positiven Erfahrungen mit dem CNG-Antrieb haben dazu geführt, dass wir uns Ende 2019 ein weiteres Fahrzeug, einen Seat Arona TGI, zugelegt haben. Auch bei diesem Fahrzeug wurden unsere Erwartungen an den CNG-Antrieb voll erfüllt. Doch damit ist der Fuhrpark noch nicht komplett umgestellt.

Mehr positive Signale nötig

Für uns ist es bei den ganz eindeutigen Vorteilen des CNG-Antriebs unverständlich, dass sich der CNG-Antrieb bisher nicht stärker durchgesetzt hat. Wir freuen uns zwar sehr darüber, viele positive Reaktionen von unseren Kunden zu den CNG-Fahrzeugen zu bekommen. Einige haben sich inzwischen sogar einen CNG-Auto zugelegt. Enttäuschend ist aber, dass es seitens der Automobilhersteller keine dauerhaft betriebene engagierte Vermarktungsstrategie gibt, viele Vertragshändler das enorme Potential dieser Antriebsart offenbar nicht zu nutzen wissen und viele Autofahrer deshalb kaum weitergehende Kenntnisse über CNG besitzen.

Wir sind vom CNG-Antrieb absolut überzeugt, nun ist es geschafft, unser CNG-Trio ist nun komplett: Zum VW eco up! (2018) und dem Seat Arona TGI (Ende 2019) ist nun ein neuer Audi A5 g-tron hinzugekommen – und wir sind begeistert. Wir haben wir ihn in Ingolstadt abgeholt. Mit einer Geschwindigkeit von meist um 130 km/h ging es zurück, die letzten ca. 200 km dann eher mit 140 - 160 km/h. Der Durchschnittsverbrauch betrug auf der gesamten Rückfahrt (fast 700 km!) lt. Bordcomputer nur 4,2 kg/100 km. Das nenne ich Vorsprung durch Technik!

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Besonders gefreut haben wir uns darüber, dass sich der Deutsche Bundestag für eine Verlängerung der Mautbefreiung bis 2023 für Gas-LKWs entschieden hat. Der energieintensive LKW-Verkehr hat damit gute Voraussetzungen bekommen, den CO2-Ausstoß dank Biomethan deutlich zu senken. Es wäre äußerst begrüßenswert, wenn dadurch das Interesse der Speditionen an CNG-LKWs zunimmt und der Tankstellenausbau somit beflügelt werden könnte. Hoffen wir, dass auch die Kommunalpolitik dieses Thema aufgreift und im Sinne des Klimaschutzes Speditionen/Logistikunternehmen und Tankstellenbetreiber zusammenbringt, damit Biomethan auch – oder gerade – im LKW-Bereich zügig zur CO2-Reduzierung beitragen kann. Dann können auch die zahlreichen Gewerbegebiete entlang der Autobahnen klimaneutral angefahren werden. Klimaschutz zum bezahlbaren Preis, mit einer hohen Gebrauchsfähigkeit und einer eigentlich einfachen Marktdurchdringung gelingt am besten mit CNG, sofern es denn alle Beteiligten wollen.

Unser Resümee: Mit CNG kommen wir weiter

 

Zur Person:

Ralf Behling führt mit seinem Bruder Harald zusammen den gemeinsamen fabrikatsunabhängigen KFZ-Meisterbetrieb. Sein Interesse für Umwelt- und Klimaschutz hat ihn von BioCNG und einer Firmenmitgliedschaft im CNG-Club e. V. überzeugt.